KIRCHENWEIHE AM 15. OKTOBER 1894 –
AUSZUG DER SCHULCHRONIK: 


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Alfred Mager
Pastor in Ringleben 1884 bis 1897


Die Einweihung des neuen Gotteshauses fand am 15. Oktober statt. Halb 12 Uhr begab sich unter Glockengeläute der Herr General-superintendent Textor mit Herrn Senior Dr. Bärwinkel und Herrn Pastor Mager samt den anwesen-den Geistlichen, Gemeindeältesten, Gemeindevertretern, sowie mit dem Herrn Regierungs-präsidenten von Brauchitsch, dem Herrn Landrat Freiherrn von Müffling und den Herrn Baumeister in feierlichem Zuge aus dem Pfarrhaus zunächst nach der Schule in das Zimmer, welches während des Kirchenbaus als Andachtsstätte hatte dienen müssen.


Hier sprach Herr Pastor Mager ein kurzes Abschiedsgebet, dem sich der gemeinschaftliche Gesang "Unsern Ausgang segne Gott" anschloß. Dann ergriffen 6 Geistliche die zur Spende des Abendmahls und der hl. Taufe dienende Geräte, um sie in der neuen Kirche auf dem Altar und dem Taufstein niederzusetzten.

An der Kirchtür angelangt nahm Herr Baurat Boetel den Kirchen-schlüssel, welchen Herr Maurermeister Walther auf einem Kissen bis dahin getragen, übergab denselben dem Herrn Landrat und Herrn Regierungspräsidenten, und dieser dem Herrn Generalsuperinten-denten, dieser gab ihn mit dem Spruch Joh. 10.9 "Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingebet, der wird selig werden und Weide finden", an Herrn Senior Dr. Bärwinkel weiter, dieser wieder übergab ihn mit dem Vers "Tut mir auf die schöne Pforte; führet mich in Zion ein!", dem Ortsgeistlichen, der dann die Türe öffnet mit den Worten: "Ich öffne die Tür im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.”

Das Lied “Hoch tut euch auf” von Gluck, welches vom hiesigen Adjuvantenchor gesungen wurde, eröffnete den Gottesdienst. Hieran schloß sich der Gesang des Liedes “Herr Jesu Christ” mit Posaunen-begleitung. Die Weihrede hielt Herr Generalsuperintendent über Joh. 6.35, “Ich bin das Brot des Lebens”. daran schloß sich der Gesang der Gemeinde nur mit Orgelbegleitung “O Heiliger Geist”. Die Liturgie hielt Herr Superintendent Bärwinkel.

Nach dem Gesange des Liedes “Wie lieblich ist o Herr die Stätte” bestieg Herr Mager die Kanzel und predigte über Ps. 118.24-25. Nach der Predigt wurden 2 Taufen vollzogen. Mit dem gemeinsam gesungenen Vers “Nun danket alle Gott” schloß die Feier.

Zur Nachfeier versammelten sich die Gemeindeorgane samt den Ehrengästen im Saale der Gemeindeschenke, wo ein Essen bereit stand. Die meisten Festgenossen verließen mit dem 4-Uhrzug den Ort. 

Wöller (Lehrer)

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Ansicht um 1925


Ein gutes Jahr zuvor feierte die Gemeinde Richtfest

Der Chronist Wöller berichtet:

“Am 21. August 1893 abends 6 Uhr feierte die Gemeinde das Richt-fest der neuen Kirche. Zimmermeister Günther aus Erfurt hatte sämtliche Holzarbeiten zum Turm und Kirchendach geliefert. Um 6 Uhr begab ich mich mit meiner Klasse in das Schiff der neuen Kirche und stimmte das Lied an ‚Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut‘. Vor und in der Kirche hatten sich die Gemeindemitglieder versammelt. Die Maurer und Zimmerleute, welche am Bau der Kirche beschäftigt waren, hatten auf den Turmmauern Aufstellung genommen. Der Alt-geselle sprach folgenden Richtspruch: ‚Errichtet ist nun auf diesem Tempel das Dachgerüst. Auf felsenfestem Grunde stehen die Mauern und es wird nicht mehr lange dauern, dann ist der ganze Bau vollendet.‘ (…)

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Das zeitgenössische Foto wurde von Dietmar Brand zur Verfügung gestellt.


Die Fortsetzung der Feier bildete ein in der Gemeindeschenke veranstaltetes Festmahl und ein sich daran anschließender Ball, welcher die Festteilnehmer, Maurer und Zimmerleute nebst Meister in heiterster Stimmung bis zur Mitternacht beisammenhielt. 

(102,30 M wurden für den Richtschmaus anläßlich des Neubaus der Kirche verausgabt.)” 














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